Zum Hassen gezwungen
Nordkorea ist wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich eines der am meisten isolierten Länder der Welt. Im Jahr 1948 trat Kim II-Sung als autoritärer Diktator sein Amt an, gründete die Demokratische Volksrepublik Korea und installierte ein obligatorisches Bildungssystem, das sein diktatorisches Regime legitimiert.
Wie funktioniert das nordkoreanische Bildungssystem? In Artikel 43 der nordkoreanischen Verfassung heißt es: “Der Staat soll die Prinzipien der sozialistischen Pädagogik verkörpern, um die heranwachsende Generation zu standhaften RevolutionärInnen zu erziehen, die für die Gesellschaft und das Volk kämpfen, zu Menschen des neuen Juche-Typs, die anerkennungsfähig, moralisch gesund und körperlich fit sind”. In diesem Zusammenhang bedeutet die von Nordkorea erwähnte “Revolution”, alles für das Land, genauer gesagt für das diktatorische Regime, zu opfern und der Kim-Familie gegenüber Loyalität zu zeigen.
Da das nordkoreanische Bildungssystem auf einem “revolutionären Ideal” basiert, um eine “anerkennungswürdige Generation” zu schaffen, beinhalten alle in den Schulen gelehrten Lehrstoffe die Juche-Ideologie, die Politik der Arbeiterpartei, revolutionäre Traditionen, kommunistische Überzeugungen, revolutionären Optimismus und vieles mehr, wobei nicht nur die militaristische, sondern auch die Überwachungsmethode angewandt wird, um “unrechtmäßige Personen in Schach zu halten”. Außerdem werden die SchülerInnen von Grundschulalter an zu schwerer Arbeit gezwungen.
Verherrlichungspropaganda
Nordkorea erzieht seine zukünftigen Generationen mit dem Ziel, sie zu unerschütterlichen RevolutionärInnen zu erziehen, die für ihre Gesellschaft und ihre Landsleute kämpfen und zielt auch darauf ab, sie zu vollwertigen Individuen mit einer kommunistischen Mentalität zu erziehen. Um dieses Ziel zu erreichen, fordert Kim Il-Sung seit den 1970er Jahren durch die Idolisierungserziehung absoluten Gehorsam von der Öffentlichkeit.
Die Erziehung zur Verherrlichung beginnt bereits im Kindergarten. Obwohl es sich nicht um einen regelmäßig stattfindenden Unterricht handelt, lehren nordkoreanische Kindergärtnerinnen über Kim Il-Sung und Kim Jong-Il. Ab der Grund- und Mittelschule geht es in den Kursen als Teil des Lehrplans um die Kindheit und die revolutionären Aktivitäten von Kim Il-Sung, Kim Jong-Il und seiner leiblichen Mutter, Kim Jong-Suk, wobei die Größe der “3 Generationen der Führer des Baekdu-Berges” betont wird.
Nach der Ablösung Kim Jong-Uns als Diktator wurden die revolutionären Aktivitäten und die Geschichte Kim Jong-Uns neu überarbeitet, so dass der Lehrplan der Mittelschule “Kim Jong-Uns revolutionäre Handlungen” und der Lehrplan der Oberschule “Kim Jong-Uns revolutionäre Geschichte” enthält. Außerdem müssen nordkoreanischen Studierende unabhängig von ihrem jeweiligen Studienfach Ideologiekurse wie “Philosophie der Juche-Ideologie”, “Geschichte der Revolution” und “Politische Ökonomie der Juche-Ideologie” belegen. Außer dem offiziellen Lehrplan der Schulen werden die Kinder von der Kindervereinigung, die Jugendlichen von der Sozialistischen Jugendorganisation “Kim Il-Sung” und so weiter erzogen, einschließlich verschiedener Organisationen in der Gesellschaft, von denen sie ebenfalls ideologisch erzogen werden.
Die Drei Stufen der Idolisierung
Vor dem Unterricht
In Nordkorea gibt es jeden Tag vor Unterrichtsbeginn eine so genannte “Selbststudien”-Sitzung, in der die SchülerInnen 15 Minuten lang die Inhalte der Ideologie studieren und laut vorlesen müssen. Ein/e SchülerIn ist für das Vorlesen der Zeitung oder das Vorsingen eines Lieds vor der gesamten Klasse zuständig. In der 1. und 2. Klasse der Grundschule leitet der/die KlassenlehrerIn die Selbststudienzeit und ab der 3. und 4. Klasse übernimmt dies ein Mitglied der Jungenliga, das für die Überwachung der Denkweise verantwortlich ist. Das Ziel ist, die Politik der Partei und aktuelle Ereignisse zu lernen. Da es jedoch keine Pressefreiheit gibt, sind die Medien lediglich eine weitere Form der Idolisierungserziehung. Im Grunde sollen die Selbststudiensitzungen die Loyalität gegenüber der Diktatur fördern.
Nach der Selbststudienzeit gibt es eine weitere Idolisierungssitzung mit dem Titel “Parteipolitik und Verbesserung”, in der der/die KlassenlehrerIn eine Geschichte über Kim Il-Sung vorliest und die Reflektion über das Gehörte über den Tag hinweg, vorschreibt. Außerdem nehmen sich die SchülerInnen fünf bis zehn Minuten Zeit, um Materialien zur Parteipolitik zu lesen, die sich auf Kim Il-Sung oder Kim Jong-Il beziehen. Nicht nur in der Schule, sondern auch jeden Samstag setzt ein Jugendbund- oder Jungenschaftsbetreuer die politische Erziehung fort. Wenn SchülerInnen die Politik während der Epochen von Kim Il-Sung, Kim Jong-Il und Kim Jong-Un falsch auswendig lernen, werden sie in der betreffenden Epoche gründlich nachgeschult. Diese Art der Verfeinerung spielt eine wichtige Rolle, da sie den Unterricht und die Zeit des Selbststudiums ergänzt. Um diesen unerbittlichen ideologischen Erziehungsplan aufrechtzuerhalten, treffen sich die LehrerInnen einmal pro Woche mit dem/der örtlichen PropagandaoffizierIn, um sich über die Parteipolitik auf dem Laufenden zu halten.
Während des Unterrichts
Der Lehrplan der politischen Ideologie ist in allen Aspekten des nordkoreanischen Bildungswesens allgegenwärtig und wird massiv als Medium zur Ausbildung “talentierter RevolutionärInnen mit Unabhängigkeit und Kreativität” eingesetzt. In diesem Zusammenhang betrachtet, zeigt sich, dass die politisch-ideologische Erziehung der wichtigste Aspekt der nordkoreanischen Verehrungserziehung ist. In der von der nordkoreanischen Bildungspartei verfassten “Sozialistischen Erziehung” heißt es ausdrücklich, dass die Grundlage für die Vervollkommnung der politischen Ideologie die Juche-Ideologie ist.
Die nordkoreanische Juche-Ideologie verlangt absoluten Gehorsam gegenüber den nordkoreanischen Führern. Das liegt daran, dass nach der Ideologie nur der Führer die treibende Kraft sein kann, die dem nordkoreanische Volk vorangehen kann.
“Wir müssen den Imperialismus und den Kapitalismus stürzen und die Revolution fortsetzen, auch nachdem wir das sozialistische System errichtet haben. Sozialismus und Kommunismus etablieren sich nicht automatisch durch die Umwälzung von Imperialismus und Kapitalismus. Die Dauerhaftigkeit des Sozialismus und Kommunismus wird durch dauerhafte Arbeits- und Klassenkämpfe erreicht.”
Die Idee, dass der Oberste Führer die Generationen auf den richtigen Weg zur ewigen Revolution führen muss, ist die revolutionäre Kernidee. Das macht die Blutsnachfolge der Kim-Familie unausweichlich und diktiert, dass die Baekdu-Blutlinie (Kim Il-Sung, Kim Jong-Il, Kim Jong-Un) notwendig ist, um das Erbe von Kim Il-Sung zu bewahren. Aus diesem Grund dient die politische Verbesserung dazu, die Loyalität des Volkes zu festigen, denn die Loyalität der BürgerInnen gegenüber ihrem Führer steuert die Richtung ihrer Vision.
Zu diesem Zweck ist die Verherrlichungspropaganda im gesamten Lehrplan weit verbreitet. Kim Il-Sungs revolutionäre Gedanken, Theorien und Errungenschaften sind im gesamten Lehrplan und in der Gesellschaft präsent, um die Idolisierung der Führer zu fördern und die Bevölkerung zu Anhängern des Regimes zu formen. Darüber hinaus werden Kim Jong-Il und Kim Jong-Un im Geschichtsunterricht als zukünftige Führer angepriesen, die alle notwendigen Voraussetzungen für eine Führungsrolle mitbringen. Der Geschichtsunterricht lehrt auch, dass sie die bahnbrechenden Ideale von Kim Il-Sung gemeistert haben und weiter vorantreiben werden – so wie es das neue Jahrhundert und die Revolution von ihnen verlangen.
Die Themen “Revolutionäre Errungenschaften” und “Geschichte von Kim Jong-Sook” (Kim Il-Sungs erste Frau und die Mutter von Kim Jong-Il) dienen der Idolisierung dieser weiblichen, mütterlichen Figur. Anstatt jedoch Kim Jong-Sooks eigene Leistungen zu verherrlichen, wird ihre unerschütterliche Treue zu Kim Il-Sung hervorgehoben und somit ein Ideal vorgegeben, nach dem das Volk leben muss. Vor allem aber wird dieses Fach gezielt eingesetzt, um die Nachfolge von Kim Jong-Il zu rechtfertigen.
Nordkoreanische SchülerInnen werden gezwungen, politisches Wissen zu studieren, und wenn sie in solchen Klassen ihre Hausaufgaben nicht machen oder den Stoff nicht richtig auswendig lernen, werden sie harten körperlichen Strafen ausgesetzt. Diese Art der politischen Gedankenerziehung während der Schulzeit hat großen Einfluss auf das nordkoreanische Volk. Da die politische Erziehung vom Mutterleib bis ins Grab erfolgen soll, halten viele Menschen ihre Bedeutung für viel größer, als sie tatsächlich ist.
Nach dem Unterricht
Die Idolisierungserziehung findet auch außerhalb des Unterrichts auf Schulausflügen statt. So besuchen die SchülerInnen unter anderem während privater Nachhilfestunden oder in den Ferien verschiedene Orte, die der Verherrlichung dienen, um die Größe von Kim Il-Sung und seiner Familie zu beteuern. Die revolutionären historischen Stätten in Nordkorea umfassen etwa 40 Stätten, die sich auf Kim Il-Sung beziehen, etwa 20 Stätten, die Kim Jong-Il verehren, und einige wenige, die sich auf Kim Jong-Sook (Kim Jong-Ils Mutter), Kim Hyong-Jik (Kim Il-Sungs Vater) und Kim Hyong-Gwon (Kim Il-Sungs Onkel) beziehen, insgesamt also über 60 historische Stätten.
Zusätzlich dazu werden viele Symbole der nordkoreanischen Führer angefertigt (Statuen, Abzeichen, Porträts usw.), um ihre Größe gegenüber dem Volk zu bekräftigen; es gibt etwa 38.000 Statuen, die eine wichtige symbolische Rolle spielen, genau wie der zuvor erwähnte Sonnenaltar (der Tag und Nacht geschützt wird). Darüber hinaus lernen Kindern von klein auf, dass die Porträts der Führer von großer Bedeutung sind, indem man sie die Porträts reinigen lässt. Von der Grundschule bis zum Studium wird von SchülernInnen erwartet, dass sie die Porträts mit äußerster Aufrichtigkeit säubern. Das Reinigen der Porträts soll die SchülerInnen dazu bringen, absolute Loyalität und Bewunderung gegenüber Kim Il-Sung und seiner Familie auszudrücken.
In der Grundschule, wenn die Kinder klein sind und nicht an die Porträts heran kommen können, muss das Lehrpersonal mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie den Kindern zeigen, wie man die Porträts aufrichtig reinigt und ihnen beibringen, dass sie die Porträts immer sauber halten müssen. Ab der Mittelstufe reinigen die SchülerInnen dann die Porträts abwechselnd selbst. Diese sich wiederholende Vergötterungspraxis zwingt die SchülerInnen, sich immer wieder an die heilige Bedeutung der Symbole ihrer Führer zu erinnern. Nicht nur das, die nordkoreanische Regierung setzt ihre Bevölkerung einer täglichen, kontinuierlichen Propaganda aus, die sich um die Ideale und die Legitimität der Regierung dreht.
Propaganda in anderen Fächern
Die Vergötterungsmethode ist nicht nur im Politik- und Revolutionsunterricht präsent. Auch der Sprachunterricht beschränkt sich ausschließlich auf Inhalte bezüglich der Loyalität zu Kim Il-Sung und Kim Jong-Il und des sozialen Denkens. Die ersten Wörter, die man lernt, sind die Namen der Führer. Selbst in Reiseberichten geht es nicht um die touristischen und historischen Aspekte einer historischen Sehenswürdigkeit, sondern um die Lobpreisung und Verehrung des Lebens und der Errungenschaften von Kim Il-Sung und seiner Familie. In der musikalischen Darstellung werden meist Lieder über Kim Il-Sung und Kim Jong-Il verwendet. Wenn man die Texte, die der Vergötterung dienen, verändert oder wenn die Texte nachlässig geschrieben sind, ist es möglich, dass die Eltern der SchülerInnen an deren Stelle bestraft werden. Ob man sich nun auf körperliche Betätigung oder Musik spezialisiert, das Ziel ist immer, “dem großen General zu gefallen.”
Verzerrung der Geschichte
Die Verzerrung der Vergangenheit ist zusammen mit der Vergötterung Teil des indoktrinierenden Erziehungssystems, das dazu dient, die Ein-Parteien-Diktatur in Nordkorea aufrechtzuerhalten. Die nordkoreanische Regierung rechtfertigt durch diese Verzerrung der Geschichte das Regime, vergöttert ihre Führer und unterstreicht ihre Behauptung, eine große Nation zu sein. Die Vergangenheit wird verzerrt dargestellt, indem die moderne koreanische Geschichte verändert, Wahrheiten über Kim Il-Sungs Kriegsanstrengungen gegen Japan manipuliert, die Geschichte der Familie Kim verherrlicht sowie die Weltgeschichte absichtlich falsch interpretiert wird.
Ein Beispiel ist die Interpretation des General-Sherman-Zwischenfalls im Jahr 1866, die sich stark von der in Südkorea unterscheidet. Der Zwischenfall begann am 15. August 1866, als sich ein amerikanischer bewaffneter Kaufmann auf einem Dampfer namens General Sherman, Pyongyang mit der Absicht zum Handelsgeschäft näherte. Zu dieser Zeit verfolgte die Joseon-Dynastie eine strikte Isolationspolitik. Aufgrund dieser Politik forderte der Gouverneur der Provinz Pyongan, Park Gyu-Su, General Sherman auf, Pjöngjang sofort zu verlassen. Doch General Sherman ignorierte die Warnung, näherte sich der Turu-Insel in der Nähe von Mangyongdae und nahm Generaladjutant Yi Hyon-Ik gefangen. Wütende BürgerInnen von Pjöngjang begannen, das Schiff aus Protest mit Steinen zu bewerfen, woraufhin General Sherman mit Gewehren und Kanonen in die Menge feuerte. Als die Situation eskalierte, startete Park Gyu-Su einen Angriff, um Yi Hyon-Ik zu retten, und brannte dabei den Dampfer General Sherman nieder. Alle Matrosen an Bord wurden getötet und diejenigen, die das Feuer überlebten, wurden von der Menge zu Tode geprügelt. Dieser Vorfall führte später zur Shinmiyangyo, einer Expedition der Vereinigten Staaten nach Korea.
Dies ist die allgemein akzeptierte Erzählung des General Sherman-Zwischenfalls. Die nordkoreanische Version unterscheidet sich jedoch stark davon. Nordkorea beschreibt den Dampfer “General Sherman” als ein Seekriegsschiff und nicht als ein bewaffnetes Handelsschiff, was impliziert, dass sich die USA Pjöngjang mit Feindseligkeit und der Absicht einer Invasion näherten und dadurch antiamerikanische Gefühle schürten. Außerdem ist diese Beschreibung als Warnung vor Kapitalismus und Imperialismus gedacht und ruft zu einer defensiven Haltung gegenüber ausländischen Einflüssen auf.
Ein weiteres Beispiel findet sich im Lehrbuch “Die revolutionären Taten unseres großen Führers Kim Jong-Il” für die Mittelstufe, in dem es heißt, dass der Koreakrieg mit einem südkoreanischen Angriff auf Nordkorea begann und dass Nordkorea Südkorea und die Streitkräfte der Vereinigten Staaten ohne jegliche Hilfe Chinas besiegt hat. Aber in Wirklichkeit begann der Koreakrieg wie es weltweit gelehrt wird, am 25. Juni 1950, als nordkoreanische Panzer den 38. Breitengrad, die Grenze zu Südkorea, überschritten.
Gewalt- und Hasspropaganda
Die nordkoreanische Regierung hält die gewalttätige und hasserfüllte Erziehungspolitik aufrecht, um ihre Diktatur zu stützen und den inneren Zusammenhalt zu festigen. Solche Bemühungen zeigen sich in verschiedenen Situationen. Der Schullehrplan, eine militaristische Erziehungsweise, öffentliche Hinrichtungen, Besuche im historischen Museum, Kundgebungen, Saeng-hwal-chong-hwa (Kritik/Selbsteinschätzung), Spiele und Comics und revolutionäre Erziehung sind nur einige Beispiele. Durch diese Praktiken will sich Nordkorea Feinde außerhalb der Gesellschaft machen, die Nation vereinheitlichen und versuchen, einen politischen Aufstand zu vermeiden, indem sich die BürgerInnen gegenseitig überwachen. Im gleichen Zusammenhang mit der Verdrehung der Geschichte kritisiert Nordkorea den Kapitalismus und nutzt anti-amerikanische und anti-japanische Stimmungen, um die kommunistische Ideologie und das Gesellschaftssystem zu fördern. Aus diesem Grund lernen NordkoreanerInnen in der Schule über die revolutionäre Geschichte und die Taten ihrer Führer, was wiederum Hassgefühle gegenüber den USA und ihren Verbündeten schürt. Zum Beispiel gibt es Textaufgaben in Matheprüfungen wie “Wie viele amerikanische Panzer sind noch übrig, nachdem einige zerstört wurden?” und Liedtexte im Musikunterricht wie “Schmeißt die Japaner aus dem Land”.
Hasserfüllte Propaganda ist ebenfalls außerhalb des regulären Lehrplans aufzufinden. Fast jeder Ausflug in der Schule hat einen Wettbewerb namens “Schlagt die ausländischen Amerikaner zu Tode”. Die meisten SchülerInnen sind verpflichtet, daran teilzunehmen, und sie tun dies bereits von Grundschulalter an. Außerdem spielen sie bei besonderen Anlässen beiläufig Gewaltspiele und versuchen, denjenigen, der im amerikanischen Team ist, zum Verlieren zu bringen. Der Zweck dieser Art von Gewaltspielen ist es, den Kinder beizubringen, dass Nordkorea das beste Land der Welt sei, und ihnen antiamerikanische und antiimperialistische Gefühle einzuflößen.
Abgesehen von diesen Lehrprogrammen ist es wichtig, die Saeng-hwal-chong-hwa oder Gruppenkritik-Sitzungen zu erwähnen, da es sich dabei um eine Form der schädlichen und Angst erzeugenden Erziehung handelt, die seit der Kim-Il-Sung-Regierung praktiziert wird, um die Menschen dazu zu bringen, der Diktatur durch öffentliche Selbstkritik und gegenseitige Kritik in Schulen oder Arbeitsgruppen zu gehorchen. Das führt dazu, dass sie sich gegenseitig überwachen und misstrauen und in hohem Maße dazu beitragen, dass die Mitglieder der Gesellschaft nicht miteinander zusammenarbeiten. Diese Praxis hat sich in ihrer Gesellschaft so etabliert, dass die Bevölkerung sich gegenseitig mit scharfem Blick betrachtet, auch außerhalb der Sitzungen. Durch dieses Umfeld ständiger gesellschaftlicher Kontrolle bewirkt das Regime, dass die Menschen Misstrauen, Angst und Furcht empfinden, während sie gleichzeitig unter dem Druck stehen, eben diese Verhaltensüberwachung und Zensur zu fördern, die sie so unterjocht hält. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Fälle, in denen schwächere Schüler aufgrund dessen, was in Saeng-hwal-chong-hwa geschieht, gemobbt werden.
Zusätzlich dazu werden Gruppenkritiksitzungen dafür eingesetzt, den Hass der Menschen auf die Welt außerhalb zu schüren. Wenn zum Beispiel der erste Vorsitzende des Sozialistischen Jugendverbandes sagt: “Jetzt werde ich eine Diskussion beginnen. Tragt eure Anliegen über eure Wut gegen den Klassenfeind und eure Vorsätze für die Zukunft vor”, antworten die SchülerInnen mit so etwas wie: “Sie müssen für das bezahlen, was sie getan haben. Wir werden über Generationen hinweg Rache üben. Die Vereinigten Staaten und Japan sind Länder, die ausgelöscht werden sollten und nicht existieren dürfen.”
Öffentliche Hinrichtungen
Da öffentliche Hinrichtungen häufig an wechselnden Orten stattfinden, werden die Menschen seit ihrer Jugend Zeugen davon, ob sie dazu gezwungen werden oder nicht. Diese Hinrichtungen sind, wie die Aussagen der Geflohenen belegen, sehr gewalttätig und dienen dazu, jeden zu warnen, dass es keine Toleranz für jegliche Form von Handlungen gibt, die gegen das Regime gerichtet sind. Öffentliche Hinrichtungen werden durchgeführt, um Nordkorea mittels einer Schreckensherrschaft zu regieren. In zahlreichen Fällen ist die Anwesenheit an öffentlichen Hinrichtungen obligatorisch und wenn die teilnehmenden Personen minderjährig sind, entwickelt sich das Erlebte oft zu einer Quelle lebenslanger Traumata. Diese Gewaltszenen, denen sogar Grundschüler gezwungenermaßen zuschauen müssen, sind eine Verweigerung der grundlegenden Menschenwürde und der Aufrechterhaltung einer unmenschlichen Strafjustiz für die nordkoreanische Bevölkerung.
Kundgebungen
Nordkorea veranstaltet Massenkundgebungen, um den Hass gegenüber anderen Ländern zu verstärken und den internen Zusammenhalt zu festigen. Massenkundgebungen sind Protestaktionen, bei denen sich Menschen ansammeln, um Hassreden zu halten, zum Beispiel “Besiegt die USA und ihre Marionettenregierung Südkorea”. Derartige Veranstaltungen finden meistens an Feiertagen statt, aber jede Klasse, Schule, Stadt, Provinz, bis hin zur Zentralregierung, hat einen unterschiedlichen Zeitplan; jede/r muss an diesen Kundgebungen teilnehmen.
Animationsfilme
Diese gewalttätige und hasserfüllte Propaganda findet nicht nur während der Saeng-hwal-chong- twa (Kritisierungssitzungen) statt, sondern auch im Alltag. Die nordkoreanische Regierung indoktriniert die Jugend, indem sie Zeichentrickfilme zur Verfügung stellt, die, neben dem Schulunterricht, dem Einflößen hasserfüllter Ideen dienen. Seit ihrer frühen Kindheit, wird die nordkoreanische Jugend dazu erzogen, fremde Länder und Menschen zu verachten und zu hassen, was sich stark zu dem unterscheidet, was Kinder in anderen Ländern lernen- andere zu respektieren und zu lieben. Diese Ideale werden in den beliebten Zeichentrickfilme weiter vertieft.
Zeichentrickfilme wie “Der Junge General” oder “Das Eichhörnchen und der Igel” bringen Kindern bei, kapitalistische Länder unentwegt auszugrenzen und zu hassen. Gleichzeitig wird ihnen übermittelt, dass Nordkorea das beste Land der Welt sei.